Max Alsberg (Mitte) und 2 Unbekannte Anfang der Dreißiger Jahre - Fotoquelle: Bildarchiv des Bundesarchiv Koblenz, Sign.Nr: 102/14996

Max Alsberg war seit 1906 Rechtsanwalt in Berlin, später auch Notar und Honorarprofessor. Er war ein prominenter Verteidiger, u.a des Industriellen Stinnes und von Mitgliedern des Ringvereins „Immertreu ". Seine Mandanten gehörten meist der wirtschaftlichen und politischen Elite an. Er trat auch in politischen Prozessen auf, so Anfang der Zwanziger Jahre als Vertreter des Deutschnationalen Karl Helfferich im von Martin Erzberger angestrengten Beleidigungsprozeß. 1931 übernahm Alsberg als einer von vier Anwälten die Verteidigung von Carl von Ossietzky. Bei dieser Gelegenheit war er, der keinerlei Erfahrungen mit Prozessen gegen die politische Linke besaß, von der negativen Stimmung überrascht, die ihm beim Reichsgericht in Leipzig entgegenschlug - und erst recht von dem harten Urteil über anderthalb Jahre Haft. Alsbergs Fähigkeiten in der Analyse, Konzeption und Rhetorik wurden gerühmt. Sein 1930 erschienenes Buch „Der Beweisantrag im Strafprozeß" war bahnbrechend und wurde nach dem Krieg wieder aufgegriffen und fortgeschrieben. Er überbrückte damit den Graben zwischen anwaltlicher Praxis und juristischer Wissenschaft. Immer wieder beschäftigte er sich mit den zentralen Fragestellungen des Rechts: der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Er setzte diese Themen auch auf künstlerischem Gebiet um, so schrieb er die beiden Dramen „Die Voruntersuchung" (auch verfilmt) und „ Konflikt ". 

Im Zuge des Boykott-Tages (1. April 1933) hatten sich die nicht-jüdischen Soziien von Alsberg bei der SA-Kreisleitung dafür eingesetzt, dass kein roter Handzettel mit der Aufschrift: „Betreten verboten! Jude!" an das gemeinsame Kanzleischild geklebt wird. Tags darauf war das ganze Schild herausgerissen und schwamm im nahen Landwehrkanal. Alsberg sollte mit Hinweis auf die Verteidigung Ossietzkys die Zulassung entzogen werden. Berechtigterweise fühlte er sich aus antisemitischen und politischen Gründen bedroht und floh Ende März erst nach Baden-Baden, wenig später in die Schweiz. Er hatte alles verloren, was ihm wichtig gewesen war. In einem Sanatorium in Samaden erschoss er sich am 11. September.

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