Allen gemeinsam war, dass sie sich nie als „jüdische Anwälte“ bezeichnet hätten: sie waren Deutsche, Anwälte und Juden. Viele waren Soldaten im Ersten Weltkrieg gewesen, andere waren aus dem Judentum ausgetreten, hatten sich teilweise taufen lassen. Innerhalb der Jurisprudenz wirkten viele Anwälte jüdischer Herkunft beim Aufbau anerkannter Fachzeitschriften, aber auch berufsständischer Organisationen mit. Gleichwohl wurde antisemitische Propaganda gegen die „jüdischen Anwälte“ laut.

In Preußen mußten die Anwälte, hier in Berlin, die nach der nationalsozialistischen  Definition als "Nicht-Arier" galten, ihre Wiederzulassung beantragen. Gleichzeitig mußten alle jüdischen Anwälte eine Loyalitätserklärung für die neue Regierung abgeben. - Fotoquelle: Scherl -Foto/ Süddeutscher Verlag

Anfang 1933 gab es in Deutschland 19.276 Rechtsanwälte. Ein erheblicher Teil galt nach der Machtübernahme gemäß der nationalsozialistischen Ideologie als jüdisch. In vielen Städten Deutschlands wurden am 31. März 1933 Gerichtsgebäude von SA- Trupps gestürmt. Dabei wurde lautstark gefordert, alle jüdischen Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte zu entfernen. 

Während in Berlin der Anteil der jüdischen Anwälte rund die Hälfte der gesamten Anwaltschaft ausmachte, war er in anderen Städten nicht so hoch. Alle Anwälte, die nun als Juden galten, waren in der einen oder anderen Form mit diskriminierenden Maßnahmen konfrontiert.

Diese Ausstellung erinnert an die von der NS-Verfolgung betroffenen Anwälte und Anwältinnen und die Unrechtsmaßnahmen, unter denen sie zu leiden hatten. Die Ausstellung macht den Verlust, den Ausgrenzung, Vertreibung und Mord bewirkt haben, beklemmend deutlich. Gleichzeitig gewähren die verschiedenen Lebensbilder dem Betrachter einen neuen Einblick  in die Ereignisse sowie die juristische Sphäre. In welchen Etappen die Ausgrenzung bis zum allgemeinen Berufsverbot am 30. November 1938 aus dem gewachsenen Berufsstand vorgenommen wurde, veranschaulichen zahlreiche, zum Teil einmalige Dokumente und Zeugnisse. Anhand von Einzelbiographien, die durch umfangreiches Bildmaterial sehr lebendig werden, lassen sich die Folgen der Eingriffe für den Einzelnen exemplarisch nachvollziehen. Nicht allein die Lebenswege Prominenter werden nachgezeichnet, sondern auch die von weniger bekannten Anwälten. Alle verloren den Beruf, meist die Heimat und ein großer Teil ihr Leben.

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